Die Klosterruine in Paulinzella
Reste bedeutender romanischer Architektur
Das ehemalige Kloster in Paulinzella wurde zwischen 1102 und 1105 von der Adeligen Paulina als eremitischen Gemeinschaft gegründet, die hier zurückgezogen am Rand des Thüringer Waldes lebte. Kurz darauf schloss sich die Gemeinschaft der benediktinischen Reformbewegung des Klosters Hirsau an. Unter dem von dort entsandten ersten Abt, begann 1106 der Bau der Klosterkirche, die 1124 geweiht wurde.
Bereits ab dem späten 18. Jahrhundert begann die Ruine ein bedeutendes Ziel von Bildungsreisenden und Künstlern zu werden. Mit der aufkommenden Romantik findet sie Eingang in die bildende Kunst und die Literatur. Das verstärkte Interesse an Geschichtsaltertümern fördert zudem die Beschäftigung mit der Historie der Abtei und des Bauwerks. Zu den berühmten Besuchern in Paulinzella zählte u.a. Johann Wolfgang von Goethe, der 1817 seinen 68. Geburtstag in Paulinzella verbrachte.
Fürst Ludwig Friedrich II. von Schwarzburg-Rudolstadt beschloss 1800 die barocke Kapelle an der Südseite der Klosterruine abtragen zu lassen, da sie das mittelalterliche Erscheinungsbild beeinträchtigte. 1804 wurde im Chorbereich der vermeintliche steinerne Sarg der Klostergründerin Paulina ausgegraben und 1811 durch Fürstin Karoline Louise an selber Stelle eine Linde in deren Angedenken gepflanzt.
Die ersten Sicherungsarbeiten am Mauerwerk der Ruine sind für das Jahr 1752 überliefert. Im Laufe des 19. Jahrhunderts wurden verwitterte Steine originalgetreu ersetzt, mehrere Säulen ausgetauscht und beschädigte Bereiche gesichert. Diese frühen denkmalpflegerischen Maßnahmen zielten darauf ab, den Charakter der Ruine möglichst authentisch zu erhalten. Größere Baumaßnahmen erfolgten ab 1915, als die zum Teil eingestürzte Hochschiffwand wiedererrichtet wurde, im Jahr 1953 sowie zwischen 1965 und 1969, u.a. um die Statik der Sandsteinmauern zu sichern und um Säulenschäfte auszuwechseln. Seit 1994 gehört die Klosterruine zur Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten, die derzeit umfangreiche Maßnahmen zur Sicherung des Mauerwerkes durchführt. Die Ruine gilt heute als wichtigstes Zeugnis der Hirsauer Klosterarchitektur.